גלה .ויתגל: aufdecken und zugleich auswandern, und zwar unfreiwillig ins Exil. Es dürfte diese verwandtschaftliche Erscheinung dasjenige bestätigen, was wir früher über עיר und כפר geäußert. רפכ: Dorf, weil es schützt und deckt; עיר: Stadt, weil sie in noch näherer Beziehung gleichsam עור, Haut, dem Menschen die organische Hülle für seine geistige Entwickelung gewährt. Während das Dorf nur schützt, das eigentliche Leben sich aber außerhalb desselben entfaltet, umfasst die Stadt das ganze Leben, umschließt die Einwohnerschaft wie die Haut. Wer auswandern muss und heimatlos wird, der wird entblößt, verliert Schutz und Schirm, und denjenigen berechtigten Raum, in welchem alle Verhältnisse von ihm zu seiner Entwicklung in Anspruch genommen werden können, er geht eben bloß "hautlos" in die Fremde. So liegt in diesem Worte die ganze Innigkeit und das Schmerzgefühl dessen, was die Heimat dem Juden ist. Nicht umsonst wird der גר so oft und warm dem Mitleid empfohlen. Verwandt mit -gewaltsam bloß machen, abscheeren, den Schutz der Haut, die Haare ab :גלח ist גלה nehmen. גלע ist gleichfalls entblößen. — אהל: Zelt, von הלל mit dem vorgesetzten א. (Vergl. אבר ,אכל usw.) הלל: strahlen, Kräfte von einem Punkte aus nach allen Seiten ausströmen lassen. Wenn dieses zunächst nur dem Mittelpunkt zu Gute kommt, dann bildet sich אהל, ein Kreis, in welchem ein Individuum alle seine Kräfte um sich sammelt, eigentlich: Kraftbereich, Vermögensbereich: Zelt. An diese Bedeutung dürfte hier um so mehr zu erinnern sein, da es בתוך אהלה, nicht באהלה heißt. באהל : allgemein im Zelte. בתוך האהל: in der Mitte, in dem Innern des Zeltes. — תָוֶך: die Mitte, in eigentümlicher Weise mit דבק und דפק verwandt. דבק: sich ganz nahe an etwas anschließen. דפק: diese Berührung noch eindringlicher, so daß der berührte Gegenstand durch den Berührenden getrieben wird. Dem jüdischen Gedanken ist die Mitte derjenige Punkt, in welchem man dem Gegenstand am nächsten kommt. Er schaut den Gegenstand immer aus seiner Mitte an (vergl. קֶרֶב das Innere und קרוב nahe), also daß der Prophetenblick ihn auch aus der Mitte misst. Er spricht: Ein Gegenstand ist eine Elle lang und breit, wenn er nach unserem Ausdruck zwei Quadratellen misst. Ihm ist der Gegenstand in seinem Mittelpunkt vorhanden und erstreckt sich nach jeder Seite hin eine Elle. (Siehe Jecheskiels Altarmessung 43, 16-17.)
Auf האדמה steht ein אתנח; es heißt ferner nicht איש אדמה, das allenfalls ein Landmann heißen könnte, wie איש שדה ein Waidmann, obgleich der Ausdruck sonst nicht vorkommt, sondern איש האדמה. Es kann somit nicht heißen: Noach, der Landmann, pflanzte den ersten Weinberg. Wir haben vielmehr zwei Sätze vor uns: ויחל נח איש האדמה und ויטע כרם. Vergegenwärtigen wir uns, daß Noach den Untergang der Erde und des Menschengeschlechts erlebt, und die Erde ihm jetzt öde und wüst da lag, so begreifen wir den Ausdruck: er war der Mann und Herr des Erdbodens, ihm war er anvertraut; deshalb: Nachdem so lange die Zerstörung auf Erden gewütet hatte, "fing Noach an, איש האדמה zu sein", sich als solchen zu betätigen, und es gelang ihm, sogar das edelste Gewächs wieder in alter Weise zu pflanzen. Er sah daran, daß der alte Segen der Fruchtbarkeit nicht geschwunden. Das Dokument ist ihm die wiedergewonnene erste Traube, der wiedergewonnene erste Wein! Wollen wir uns da wundern, daß der erste Wein aus der so hart geprüften Erde ihn mit Entzücken erfüllte, und möchten wir nicht glauben, daß in solchem Entzücken, wo man schon halb durch den Gedanken trunken ist, nicht eben viel dazu gehörte, durch den Trunk berauscht zu werden? — Auch auf וישכר steht בתוך אהל ;אתנה, in dem eigentlichen Innern seines Zeltes hatte er den Wein nicht getrunken; ויתגל בתוך אהלה, als er fühlte, daß er ihm zu Kopfe stieg, flüchtete er sich in das Innerste seines Zeltes, wo er hoffen durfte, nicht gesehen zu werden. Ja, die Weisen bemerken, es sei אהלה geschrieben, also sogar das Frauengemach, wo er gewiss hoffen durfte, dem Blick seiner Söhne entzogen zu bleiben, die den Vater nicht berauscht sehen sollten.