בראשית ברא אלקים Die Lautverwandtschaft mit רעש und רחש, wovon das Eine eine Ortsbewegung und das Andere eine innere Bewegung bedeutet, lehrt, daß wir ראש als den Sitz der Bewegung, als dasjenige Organ zu begreifen haben, von welchem alle äußere und innere Bewegung den Ausgang nimmt. Daher heißt ראשית: der Anfang einer Bewegung, der zeitliche Anfang, nie der räumliche. Der räumliche Anfang heißt wie das Ende קצה; es sind eben die beiden Endpunkte einer Ausdehnung, die, je nachdem man seinen Standpunkt nimmt, Anfang oder Ende sein können. בראשית וגו׳ heißt somit: im Anfang alles Werdens war es Gott, der schuf; oder mit den beiden nachfolgenden Objekten zusammengefasst: uranfänglich schuf Gott den Himmel und die Erde. Jedenfalls spricht בראשית das Faktum aus, daß dem Schaffen Gottes Nichts vorangegangen, daß der Himmel und die Erde nur aus dem Schaffen Gottes hervorgegangen. Es ist damit die Schöpfung aus Nichts, יש מאין konstatiert, eine Wahrheit, die den Grundstein des Bewusstseins bildet, welches die Lehre Gottes uns aufbauen will. Das Gegenteil, die Urewigkeit des Weltstoffes, die den Schöpfer nur als den gestaltenden Bildner zulässt und die ebenso den Grundstein des heidnischen Bewusstseins bis auf den heutigen Tag bildet, ist nicht nur eine metaphysische Lüge, die den kosmogonischen VorStellungen der Menschen die Wahrheit, d. h. die Übereinstimmung mit der Wirklichkeit geraubt: sie ist die noch weit verderblichere, alle Sittlichkeit untergrabende Leugnung aller Freiheit in Gott und im Menschen. War dem Weltbildner der Stoff gegeben, so konnte er aus dem gegebenen Stoff nicht die absolut gute, sondern nur die relativ beste Welt gestalten. Alles physische und sittliche Übel würde unabwendbar in der Mangelhaftigkeit des Stoffes liegen. Gott selbst könnte die Welt weder vom physischen noch vom sittlichen Übel erlösen. Der Mensch könnte eben so wenig Herr seines Leibes werden, wie Gott Herr des Weltstoffes. Die Freiheit wäre aus der Welt geschwunden, eine blinde, trostlose Notwendigkeit würde über die Welt samt ihrem Gott und dem Menschen gebieten. Diese trostlose Nacht des Gottes- Welt- und MenschenBewusstseins verscheucht sofort das erste Wort der Gotteslehre, von dem es in Wahrheit heißt: "בראשית .פתח דבריך יאיר ברא אלקי׳!" hiermit steht und fällt alles Folgende. Alles, Stoff und Form alles Seienden ist aus dem freien, allmächtigen Schöpferwillen hervorgegangen. Frei steht und waltet noch heute der Schöpfer über Stoff und Form aller Wesen, über die Kräfte, die im Stoffe wirken, über die Gesetze, nach welchen sie wirken, und über die Formen, die sie gestalten; denn sein freier, allmächtiger Wille hat ja den Stoff geschaffen, ihm diese Kräfte einverleibt, diesen die Gesetze gesetzt, nach welchen sie die Formen gestalten. Und wie Er frei über seine Welt gebietet, so konnte Er auch dem Menschen, dem Er einen Funken seines freien Wesens eingehaucht, mit diesem Funken die Freiheit über seine kleine Welt, die Freiheit über den Leib und dessen Kräfte verleihen und ihn zum freien Ebenbilde des freien Gottes in die von Seiner Allmacht beherrschte Welt dahin stellen. Die בראשית von Gott erschaffene Welt ist nicht die möglichst beste, sondern die einzig gute; sie entspricht mit allen ihren scheinbaren Übeln dem Weisheitsplane ihres Schöpfers, der sie anders hätte erschaffen können, wenn dieses Andere seinem Willen entsprechender gewesen wäre. Der בראשית von Gott erschaffene Mensch hat mit allen seinen sittlichen Mängeln die Fähigkeit, in höchster sittlicher Vollkommenheit dem ihm von seinem Schöpfer vorgesteckten sittlichen Ideale zu entsprechen; die Möglichkeit seines Fehlens selbst gehört mit zu seiner sittlichen Vollendung, sie ist ja die Grundbedingung seiner sittlichen Freiheit, und beide, Welt und Mensch, werden das höchste Ziel des Guten erreichen, für welches sie beide erschaffen; denn der Gott, der ihnen dieses Ziel gesteckt, hat sie beide für dieses Ziel mit seinem allmächtigen, durch nichts gehinderten, freien Willen geschaffen. Er hätte sie anders geschaffen, wenn dies dem von Ihm frei gesetzten Ziele förderlicher gewesen wäre. Eine Wahrheit, die wir uns immer wieder aufs neue im קדיש in's Bewusstsein rufen, in welchem wir die Überzeugung aussprechen, daß Sein großer Name sicherlich die von Ihm gewünschte "Anerkennung und Heiligung in einer Welt gewinnen werde, די ברא כרעותיה ,die Er ja ganz nach seinem Willen für dieses Ziel geschaffen." In diesem Sinne gewinnen auch die Sätze der Weisen: בזכות ישראל בזכות משה בזכות חלה מעשר ובכורים נברא עולם die alle ,ראשית genannt werden, oder der Satz: ה"ב"ה היה מביט בתורה ובורא העולם ihre tiefe Begründung. Wenn Israel und Moscheh als ganz neue Anfänge einer ganz neuen Phase der Geschichtsentwicklung erscheinen und daher ראשית genannt werden, oder diesen Namen als erste Verwirklichung des mit der Menschenschöpfung vorgesetzten Ideals, gleichsam als Erstlinge der Gottesernte verdienen; wenn חלה מעשר ובכורים nichts als die Ausdrücke sind für die huldigende Zurückgabe der Welt an Gott, deren Spender; wenn vor allem das Gesetz der erste Baustein für den mit der Schöpfung und aus derselben zu erreichenden Gotteszweck ist und darum ראשית genannt wird: so waren alle diese, wenn gleich spät sich entwickelnden Ziele schon mit dem Beginn der Welt gesichert, eben weil diese בראשית geschaffen ist, ganz aus Gottes Händen hervorgegangen, somit von vorn herein für diese höchsten Ziele gebildet worden. Gott, heißt es, schaute in die תורה und schuf danach die Welt. Wir erkennen somit in diesem בראשית den Eckstein unseres Gott- und Welt- und Menschen Bewusstseins und begreifen, wie, als dieses Bewusstsein geschwunden war und wieder neu aufgerichtet werden sollte, das freie, unumschränkte Schalten Gottes mit der Welt, ihren Stoffen, Kräften und Gesetzen, durch Wunder zu konstatieren war, die eben als נסים, hochaufgesteckte Merk- und Leitzeichen, uns zur Wiedergewinnung des Bewusstseins von der durch nichts gehinderten freien Allmacht Gottes führen sollten, ein Bewusstsein, das, wie angedeutet, die Vorbedingung alles sittlichen Menschenbewusstseins, somit die Vorbedingung unseres ganzen Verhaltens zur תורה bildet.
ברא. Die verwandten Wurzeln: פרע, פרא, פרח, ברה, ברח, die sämtlich ein Hinausstreben und Hinaustreten aus einer Innerlichkeit oder einer Gebundenheit bedeuten, ergeben für ברא ebenfalls den Begriff des Hinaussetzens in die Äußerlichkeit; heißt ja auch Chaldäisch ברא ohne weiteres das Draußenseiende, draußen. ברא ist somit das Äußerlichmachen eines bis dahin nur im Innern, im Geiste Vorhandengewesenen. Es ist jenes Schaffen, dem nichts anderes als der Gedanke und der Wille vorangegangen. Es ist das eigentliche יש מאין und wird daher nur von dem Schaffen Gottes gebraucht. Ehe die Welt ward, war sie nur als Gedanke in dem Geiste des Schöpfers — menschlich zu sprechen — vorhanden. Der Schöpfungsakt machte diesen Gedanken äußerlich, gab diesem Gedanken ein äußeres, konkretes Dasein. Die ganze Welt im ganzen und einzelnen ist somit nichts als verwirklichte Gottesgedanken. Eine Anschauung, der wir auch in der Betrachtung der Wurzel היה, dem jüdischen Begriffe des Seins (siehe V. 2) wieder begegnen. — (Von dieser Bedeutung des Äußerlich-, Konkret-, Tastbarwerdens ward dann auch ברא zur Bezeichnung des Feist-, Korpulent-, Gesundseins und davon ,בריה ,ברה ברית zur Bezeichnung des ersten Mahles, des Anbisses, Frühstückes, das den Menschen wieder äußerlich gekräftigt hinstellt, ihn gleichsam wieder fest, konkret macht. Auch das ובראתו, ובראת לך שם (Josua 17, 15, 18) dürften sagen: schaffe dir dort Raum, daß du dich ausdehnen kannst. Oder es hängt mit dem chald. Begriff ברא, das Draußenseiende, das Freie, die Weite zusammen und heißt dann: mache dir den Wald zum freien Raum. וברא אותהן בחרבותם (Ezech. 23, 47) heißt wohl nicht durchbohren, sondern aufschlitzen, so daß die sonst verhüllten Eingeweide frei und offen werden. In sofern kann auch das ברא vom Walde: frei machen, lichten bedeuten, die bis dahin in Waldesdickicht verborgenen Stellen zugänglich machen.)
אלקי. Der Wurzel אלה .begegnen wir in dem Pron. demonstr. plur. אלה, diese. Der demonstrative Pluralgedanke: "diese" fasst aber immer eine gegenüberstehende Vielheit in irgend eine Einheit zusammen. Und so dürfte, während אלה allgemein auf die sichtbare Weltvielheit hinweist, der Gottesname אלוד den Einen bezeichnen, dessen Macht und Wille diese Vielheit in eine Einheit zusammenfasst, durch den eben, durch die Beziehung Aller zu Ihm, dem Einen, diese Vielheit eine Einheit, ein Ganzes, Eine Welt wird. Daher heißt אלוד ganz eigentlich: Welt-Machthaber, -Ordner, -Gesetzgeber, -Richter, מדת הדין. Daher heißen auch die Ordner, Gesetzgeber, Richter einer Menschen Vielheit, einer kleinen Menschen-Welt: אלהים. Dem Heidentume zerfiel auch die Welt überhaupt in viele Erscheinungsgruppen und Kreise, deren jeglicher und jeglichem ein mit besonderen Machtattributen ausgestatteter Machthaber vorstand. Es war dies eine reine Konsequenz des obengedachten Grundirrtums von der Urewigkeit des Weltstoffes mit der Gebundenheit der weltgestaltenden Gottheit, die somit zur Unfreiheit einer Naturkraft herabsank, die keine wahrhaften Gegensätze und grundverschiedene Erscheinungen erzeugen kann. Einer Welt voller Gegensätze und grundverschiedener Erscheinungen mußten somit eben so viele Gottheiten zu Grunde liegen, eben so viele אלהים vorstehen, als es Gruppen und Kreise entgegengesetzter und verschiedener Erscheinungen gibt. Das Judentum nimmt die ganze Machtfülle aller dieser vermeintlichen vielen אלהים und überträgt sie ausschließlich dem Einen Einzigen, indem es Ihn אלדים nennt, und schon diese bloße Vereinigung aller dieser heidnisch gesonderten Machtattribute in dem Einen Einzigen hebt den Einen Einzigen Gott des Judentums über die Vorstellung einer bloßen Naturkraft hoch empor, da nur aus dem freien, allmächtigen, die verschiedensten Gegensätze zu einem Einzigen Weltzwecke einigenden Willen eines Einzigen eine Welt voller gegensätzlicher Erscheinungen hervorgegangen sein kann. — Die Pluralform zur Bezeichnung einer in Einer Persönlichkeit vereinigten Machtfülle ist übrigens in Ausdrücken der Herrschaft und Macht der hebräischen Sprache ohnehin nicht fremd, wie בעלים ,אדנים. Sie bezeichnen überall einen Einzigen, der alle die verschiedenen Machtattribute in sich vereinigt, welche über irgend ein Objekt gebieten, dem somit dieses Objekt in allen Beziehungen, somit ganz untersteht. Von diesem der Wurzel אלה innewohnenden Begriff des Welt-Gebieters, Gesetzgebers, Richters, konnte dieselbe Wurzel dann auch zur Bezeichnung des Eides, אלה, werden, der nach jüdischem Begriffe nicht eine bloße Appellation an die Gottheit, sondern eine wirkliche Unterstellung der ganzen sichtbaren Welt des Schwörenden unter die Machtentscheidung des Weltgebieters ist, (eine Anschauung, die auch in dem Worte השבע ihren Ausdruck findet, siehe Jeschurun V. S. 19) und des Fluches, in welchem sich die den Meineidigen vernichtende Macht des Weltgebieters bekundet. יחדו נאלחו, נתעב ונאלה, אלח, ist wohl nur die verstärkte Form von אלה und heißt im נפעל: dem Fluche verfallen sein. — Bezeichnend ist die Bemerkung unserer Weisen, daß es nicht heiße: ,אלדי׳ ברא בראשית sondern: 'בראשית ב' א. Wie wir hier den Gottesnamen aus אלה erfassen zu können glauben, kann Gott nur nach Erschaffung der Welt אלדי׳ genannt werden, da dieses eben seine Beziehung zu dieser Welt bedeutet. So heißt es: der Gott, den wir jetzt als Gebieter der Welt erblicken, der ist es auch, aus dessen allmächtigem Willen diese Welt erst hervorgegangen.
את. Wurzel אות, wie aus אותי, אותך usw. ersichtlich. אות verwandt mit ,את אוד eine Handhabe, ein Hebel, die Vermittelung einer Wirkung, daher אוד die Feuer- krücke, ein Holz zum Feuerschüren. אודות die Veranlassungen, daher על אורות. Daher vielleicht auch איד, der Vermittler des Regens, der von der Erde aufsteigende Dunst. אות die Vermittlung einer Erkenntnis, ein Zeichen, das nicht der Gegenstand selbst ist, aber auf ihn hinführt. Das ist nun aber auch sofort die Akkusativ-Partikel את, die den Gegenstand in allen denjenigen Momenten, seinen Merkmalen, seinen Wirkungen, seinen Beziehungen usw. vergegenwärtigt, in welchen sich das Wesen desselben äußert, in welchen er zu erkennen ist, die somit gleichsam sein Zeichen, die Vermittlung seiner Erkenntnis sind. Es ist eine tiefe Eigentümlichkeit des jüdischen Sprachgedankens, diese Partikel nur beim Akkusativ, dem Objekte, nicht aber beim Nominativ, dem Subjekte, zu gebrauchen. Im Objekt wird der Gegenstand vom Standpunkt des Subjekts aufgefasst, von dem eine Wirkung auf ihn ausgeht, somit also, wie der Gegenstand in der Anschauung eines Andern erscheint. Nun ist aber das Wesen der Dinge jedem Andern völlig verschleiert, unfassbar. Wir kennen die Dinge nur in ihren אותות und durch dieselben, in ihren Wirkungen, in welchen sich ihre Eigentümlichkeit ausprägt und die die einzigen Vermittler ihrer Erkenntnis bilden. Der Sprachweisheit unserer Weisen ist es daher ein bedeutender Unterschied, ob das Objekt einfach durch die Nennung des Gegenstandes, oder durch את vermittelt ausgedrückt wird. Im ersten Falle erstreckt sich die Wirkung nur auf den Gegenstand allein, im letztem zugleich auf alle diejenigen Momente, in welchen er seine wesentliche Wirkung äußert. So würde כבד אביך nur den Vater als Gegenstand der Verehrung darstellen, את אביך lässt diese Verehrung auch auf alle diejenigen erstrecken, die in solcher Beziehung zum Vater stehen, daß in ihnen die Person des Vaters vergegenwärtigt wird, z. B.: אשת אביך, die Stiefmutter, und ebenso את אמך, den StiefVater. את ist somit in Wahrheit ein רבוי, das den Gegenstand in weiterem Umfange begreifen lässt. So erweitert auch hier das את den Begriff שמים zum Miteinschluß aller Himmelskörper, so wie ארץ zum Miteinschluss aller Erdgeschöpfe, in denen sich eben die Wirksamkeit des Himmels und der Erde charakteristisch ausprägt.
את השמים ואת הארץ. Wir haben schon im Jeschurun, Jahrgang VIIl. S. 274 bis 276 ff. die Begriffe שמים und ארץ aus ihren Wurzeln zu entwickeln versucht. שמים hat sich uns als Bezeichnung der ganzen außerirdischen Welt, und zwar als das doppelte שם -dargestellt, als das obere und untere "Dort", als der unermessliche Doppelraum ober- halb und unterhalb der Erde, oder vielmehr — von der rad. שום Ort anweisen, bestimmen, — als der ganze Komplex aller außerirdischen Weltkörper, durch deren sich gegenseitig begrenzende Kräfte die Erde, wie jeder andere Punkt im Weltall, ihren Ort angewiesen erhält. Für jeden Punkt im Weltall wäre sodann der ganze übrige Weltenraum mit seinen Körpern שמים. Jedenfalls lehrt schon das Wort שמים, daß wir hier keine überirdischen, kosmogonischen Enthüllungen zu erwarten haben. Die außerirdische Welt wird nur in ihren Beziehungen zur Erde und von dieser aus begriffen und besprochen. תורה will das Gotteswort sein, unser Wegweiser auf Erden und unsere Orientierung in unserer irdischen Welt. Diese und uns aus Gott verstehen lehren, das ist ihr Zweck. Darum stellt sie uns in den Anblick unseres Himmels und unserer Erde und spricht: את השמים ואת הארץ, dieser Himmel mit seinen zahllosen Sternen und diese Erde mit ihren zahllosen Geschöpfen, der Gott, der noch jetzt diese unermeßliche Mannigfaltigkeit zu einer Welt eint, Er ist es, der sie von ihrem uranfänglichen Anfang in's allererste Dasein hinausgesetzt.
Mit diesem ersten Satze ist uns die Haupt- und Grundwahrheit, das Haupt- und Grundfaktum offenbart, das unsere Welt- und Selbstanschauung völlig umwandelt. Es hätte mit diesem einzigen Satze genügt, um die Welt als eine Gotteswelt und uns als Gottesgeschöpf uns denken zu lehren, und uns für die Anforderung vorzubereiten, in dieser Gott entstammenden Welt und in unserem ganzen, Gott entstammenden Wesen Gottes heiliges Eigentum zu erkennen, und in dieser Gotteswelt mit unseren Gott gehörenden Kräften nur Gottes Willen zu erfüllen. Allein es begnügt sich das Gotteswort nicht damit, uns die Schöpfung der Welt durch Gott im allgemeinen mit Einem Schöpferwort anzukündigen. Es soll ja dieses ganze erste Buch von den Ursprüngen der Welt, der Menschengeschichte und Israels nichts als Einleitung zu dem Israel ertheilten Gottesgesetze bilden. Darum führt uns das Gotteswort an alle die einzelnen Erscheinungen in dieser irdischen Mannigfaltigkeit hinan, uns nicht nur in dem großen Ganzen, sondern an jeder einzelnen, gesonderten Wesenart und Wesengruppe das gestaltende, gesetzgebende und ordnende Gotteswort erkennen und verehren zu lehren, auf daß wir uns zu jener Höhe der jüdischen Erkenntnis und der jüdischen Gesinnung erheben, die David mit Harfenton hinausgesungen, daß, wenn alle, alle Wesen, an jeder Stätte des großen Weltenreichs, jegliches in seinem besondern Kreise und in seiner besondern Lebensentfaltung, dem ihm ertheilten Gottesgesetze gehorchen, dann auch !ברכי נפשי את די dann auch wir dem uns ertheilten Gesetze gehorchen wollen und in diesem Gottesgehorsam die ganze Seligkeit unseres Seins und Strebens finden. Unsere Weisen lehren uns noch an diesen, die Welt in ihren einzelnen Kreisen und Gebieten gestaltenden und ordnenden Schöpferworten die Störung einer einzelnen Gottesordnung im kleinsten Kreise der Störung der Gesamtweltordnung gleich verpönt, so wie die pflichtgetreue Erhaltung der Gottesordnung im kleinsten Kreise der Erhaltung der Gesamtweltordnung gleich bedeutungsvoll und lohnes- würdig achten. "Siehe, sprechen sie, nicht mit Einem Schöpfer-Wort stand die Welt in der ganzen Mannigfaltigkeit ihrer Erscheinungen da, בעשרה מאמרות נברא העולם mit zehn Schöpfer-Worten ward die Welt geschaffen, um den Schlechten, der die mit zehn Schöpfer-Worten geschaffene Welt stört, verantwortlich zu machen, so wie den Gerechten zu belohnen, der die mit zehn Schöpfer-Worten geschaffene Welt erhält." — Nicht nur die Welt im Ganzen und deren Ordnung, auch jedes einzelne Wesen und seine Ordnung ist eine Gotteswelt und eine Gottesordnung. Weh' Dem, der seine Welt zerstört! Heil Dem, der seine Welt erhält! —