Chanina Segan Ha-Kohanim berichtet. Zum Verständnis seiner Worte sind einige Vorbemerkungen über das Wesen der טומאה notwendig. Das Wort wird im Hebräischen niemals von der materiellen, stets nur von einer ideellen Unreinheit gebraucht, u. z. bald in hosiologischem, bald in hierologischem Sinne. In der Heiligungslehre ist sie gleichbedeutend mit Befleckung der Seele durch Unzucht, Götzendienst, verbotene Speisen u. dgl., insbesondere auch ein Attribut derjenigen Tiere, deren Fleisch die Tora verbietet; in der Heiligkeitslehre ist unrein dasjenige, was von der Schwelle des Heiligtums verbannt ist und mit allem, was zum Tempeldienst in Beziehung steht, in keinerlei Berührung kommen darf. Mit dieser Art von Unreinheit haben wir es hier zu tun. Sie ist im Gegensatz zur hosiologischen übertragbar. Die Übertragung vollzieht sich durch unmittelbare Berührung, zum Teil auch in anderer Weise, ist jedoch keine unbegrenzte; sie wird vielmehr bei jeder neuen Infektion um einen Grad schwächer, und verliert beim vierten Grad endlich ihre Wirkung ganz und gar. Während die primäre Übertragung selbst Menschen, Kleiderstoffe und Geräte verunreinigt, sind für die sekundäre Übertragung nur noch Nahrungsmittel empfänglich; für der tertiäre gar sind nur schon heilige Speisen und Getränke veranlagt, und derjenigen des vierten Grades endlich sind bloß noch die äusserst empfindlichen Opfer ausgesetzt. Damit ist aber auch die Kraft der Infektion erloschen. Und da man nur das unrein nennt, was noch zu infizieren im Stande ist, dasjenige dagegen, was selber so schwach infiziert ist, dass es die empfangene Unreinheit nur noch auf höhergeartete, empfindlichere Gegenstände, nicht aber auf seinesgleichen zu übertragen vermag, mit dem Namen פסול (untauglich; vgl. ‘Erubin VIII Anm. 18) bezeichnet, so kann man diesen Satz auch in folgende einfache Formel bringen: Chullin (Anm. 24) ist im zweiten, Teruma (Anm. 25) im dritten, Geopfertes noch im vierten Grade der Übertragung untauglich; Menschen, Kleiderstoffe und Geräte sind bloß für primäre Infektion empfänglich. Die Übertragbarkeit erschöpft sich jedoch im vierten Gliede nicht, wenn dasselbe eine Flüssigkeit ist; sie verjüngt sich vielmehr sozusagen in ihr zu einem וולד הטומאה ersten Grades, welche noch ein fünftes, sechstes und siebentes Glied infizieren kann und, wenn dieses wieder eine Flüssigkeit ist, auch noch ein achtes, neuntes und zehntes u. s. f. bis ins Unendliche.
Ihr Lebtage haben die Priester kein Bedenken getragen Fleisch. Opferfleisch; solches muss, wenn es entweiht ist, verbrannt werden (vgl. Anm. 21).
welches durch übertragene Unreinheit. Die Infektion erstreckt sich nach Anmerkung 26 beim Opferfleische bis auf’s vierte Glied. Man unterscheidet daher bei der übertragenen Unreinheit Entweihungen ersten, zweiten, dritten und vierten Grades. Hier ist von einem שני, einer sekundären Infektion oder וולד הטומאה zweiten Grades die Rede; s. Anm. 38.
zusammen mit solchem Fleische. Opferfleisch; solches muss, wenn es entweiht ist, verbrannt werden (vgl. Anm. 21).
das durch einen Herd der Unreinheit. אב הטומאה; so nennt man den Infektionsherd, von welchem aus durch stufenweise Übertragung die Unreinheit sich gradatim auf die einzelnen Glieder der וולדות הטומאה fortpflanzt.
obgleich sie dadurch Unreinheit zu seiner Unreinheit hinzufügen. Das Fleisch, welches von einem וולד הטומאה des zweiten Grades verunreinigt wurde, hatte bisher nur eine Unreinheit dritten Grades; jetzt bei der Verbrennung erlangt es den zweiten Grad der Unreinheit, da es mit Fleisch in Berührung kommt, welches unmittelbar von einem Herde der Unreinheit infiziert, mithin durch primäre Übertragung ein ראשון oder וולד הטומאה ersten Grades ist. Die טומאה wird also um einen Grad gesteigert.
Ihre Lebtage haben die Priester kein Bedenken getragen Öl. Welches sie vom Ertrage der Ölernte als Hebe erhalten hatten. Entweihte Teruma darf nicht gegessen, wohl aber während des Verbrennens verwertet werden (Getreide zum Heizen, Öl zur Beleuchtung) im Gegensatz zu entweihtem Opferfleisch, von welchem selbst beim Verbrennen jede Nutzniessung verboten ist; daher hier מלהדליק, oben מלשרף.
welches durch einen Tebul-Jom. טבול יום ist ein Unreiner, welcher das Reinigungsbad genommen. Durch dieses wird seine Unreinheit nicht sofort hinweggespült, sondern vorläufig — bis zum Anbruch der Nacht — nur zu einer טומאה zweiten Grades abgeschwächt. Und da Teruma noch für eine tertiäre Übertragung empfänglich ist, so macht er dieselbe den ganzen Rest des Tages bis Sonnenuntergang durch seine Berührung zu einem שלישי, einem וולד הטומאה dritten Grades. Zwar werden Flüssigkeiten in der Regel selbst durch tertiäre Infektion zu einem ראשון; aber gerade der Tebul-Jom bildet hierin eine Ausnahme. Seine Berührung erzeugt selbst in Flüssigkeiten keinen höhern als den dritten Grad der Unreinheit, und da bei Teruma die Infektion sich im dritten Gliede erschöpft (Anm 26), wird hier der Ausdruck »untauglich« (שנפסל) angewendet (ebend.)
welche durch einen an einer Leiche Verunreinigten. Der durch eine Leiche Verunreinigte ist אב הטומאה, ein Herd der Unreinheit. Deshalb nennen Einige (selbst Raschi; s. z. St. 14b Z. 1, Baba K. 2b Z. 1) die Leiche selbst einen Urherd der Unreinheit, אבי אבות הטומאה. Diese Bezeichnung könnte jedoch zu dem Irrtum verführen, als könnten auch Nahrungsmittel und Tongefässe durch die Leiche zum Herde einer Unreinheit gemacht werden. Das ist aber nicht der Fall. Sie werden vielmehr durch die Berührung nur zu einem ראשון, einem וולד הטומאה ersten Grades. Der menschliche Leichnam ist also im Grunde auch nur ein אב הטומאה, obgleich es Menschen, Kleiderstoffe und — von den Tongefässen abgesehen — auch Geräte, welche mit ihm in Berührung kommen, ebenfalls sind. In Metallgeräten (nach Maimonides und Anderen auch in Kleiderstoffen und den übrigen Geräten mit Ausnahme der Tongefässe) erleidet die primäre Übertragung eines der obengenannten אבות הטומאה keinerlei Abschwächung ihrer Infektionskraft. Die Lampe, welche von dem durch eine Leiche Verunreinigten berührt wurde, ist also gleichfalls ein Herd der Unreinheit, sofern es eine Metalllampe, bezw. sofern es nur keine Tonlampe ist.
obgleich sie dadurch Unreinheit zu seiner Unreinheit hinzufügen. In der Lampe, die ein Herd der Unreinheit ist, sinkt ja das Öl, das bisher nur ein וולד הטומאה dritten Grades war, durch primäre Übertragung zu einem solchen ersten Grades hinab; die Unreinheit wird mithin sogar um zwei Grade gesteigert.